
Pferdetransporter
- silkeandrews
- 18. Sept. 2022
- 4 Min. Lesezeit
Ich sitze gerade in meinem Pferdetransporter und warte auf die Fähre. Ja, richtig - wenn wir zum Training fahren, müssen wir mit der Fähre über den Rhein. Das hat tatsächlich etwas von Urlaubsfeeling.
Ich habe länger nach einem Transporter gesucht. Auch weil ich mir unsicher war, ob ich überhaupt einen haben wollte. Ich liebe nämlich mein Zugfahrzeug und meine Pferde und ich sind routinierte Hängerfahrer. Warum ich nun doch einen Transporter habe und eine Pro-und Contraaufstellung mit allem, was meiner Meinung nach wissenswert ist, findet ihr hier:
Pro:
Viele Reiter fangen an sich für Pferdetransporter zu interessieren, weil man für das Fahren mit Pferdeanhänger eine weitere Führerscheinprüfung benötigt. Zusätzlich fühlen sich viele unsicher beim Hängerfahren - vor allem wenn es rückwärts geht.
Aber es gibt noch deutlich mehr Vorteile, die für einen Transporter sprechen: Den meisten Pferde fällt es leicht in einen Transporter zu steigen und sie stehen deutlich ruhiger während der Fahrt. Für mich war vor allem wichtig, dass mein Transporter sehr gut belüftet ist - während der Fahrt und natürlich auch, wenn es auf Turnier mal wieder etwas Zeit zu überbrücken gilt. In der Fahrerkabine ist übrigens eine Temperaturanzeige für den Transportraum. Eine Lüftung kann zugeschaltet werden. Insgesamt ist für die Pferde mehr Platz zum Stehen, aber auch die Sattelkammer ist super komfortabel. Ich kann überall aufrecht stehen, unser Equiment findet mehr als genug Platz und ich kann mich sogar mal bequem umziehen. Von der Sattelkammer habe ich guten Zugriff auf die Pferde und kann auch im Transporter bequem auftrensen. Über dem Cockpit gibt es zusätzlich Stauraum für Decken oder so manches Heunetz.
Mein Transporter hat zusätzlich noch eine Anhängerkupplung, die mit entsprechendem Anhänger noch die Mitnahme weiterer Pferde ermöglicht (Achtung: dann wird natürlich ein anderer Führerschein benötigt), aber auch einen Wohnwagen ziehen kann oder - was ich tatsächlich häufiger nutze - einen Fahrradgepäckträger tragen.
Zu guter Letzt schwärmen viele davon, dass ein Transporter - soweit er die 3,5t nicht überschreitet - nicht an die Geschwindigkeitsbegrenzung gebunden ist wie ein Anhänger. Aber mal ehrlich mit zwei Pferden hinten drin fährt man nicht wirklich mehr als 100km.

Bei alle dem Positivem gibt es aber auch vieles Negatives zu berücksichtigen:
Contra:
Ich habe in meinem Transporter nur Platz für max drei Personen. Meistens reicht das aus. Aber meine beiden Schäferhund -Mädels kann ich dann nicht mehr mitnehmen. Auch ist der Fahrkomfort gegenüber meinem (PKW) Zugfahrzeug deutlich schlechter. Hier geht's mir im Wesentlichen um den Geräuschpegel, die Sitze und das Schaltgetriebe. Über das Navi, Klimaanlage etc. gibt es aber nichts zu meckern!
Ein weiterer Minuspunkt ist, dass ein "Viehtransporter" im Ladebereich nicht abschließbar sein darf. Dass heißt, auf Turnier etc könnte über den Laderaum ein Dieb ungehindert Sättel und Trensen mitnehmen, ohne dass ich der Versicherung nachweisen könnte, dass etwas mit Gewalt gestohlen wurde (ist mir aber noch nie passiert- habt ihr Erfahrungen damit gemacht?)
Und schließlich empfinde ich persönlich es einfacher, schwierige Pferde in einen Anhänger zu verladen als in eine Transporter. Aber auch das ist sicherlich nur meine subjektive Meinung.
Das wichtige und ewige Thema:
Die mögliche Zuladung bei einem Transporter
Grundsätzlich sind die meisten Transporter an sich schon so schwer, dass man bei entsprechender Zuladung sehr genau darauf achten muss, das zulässige Gesamtgewicht nicht zu überschreiten. Hierzu mal eine Beispielrechnung, die für mich persönlich zutrifft:

Natürlich fahre ich auch oft nur mit einem meiner Pferde oder auch ohne Beifahrer. In meinem Fahrzeugschein wird das Leergewicht des Transporters mit 2500kg benannt. Das heißt, wenn ich so losfahre, wie in der Aufstellung beschrieben, liegt mein Gesamtgewicht bei 3842kg. Das habe ich bei unserem Containerdienst im Nachbarort auch überprüft, indem ich dort mit allem drum und dran auf die Waage gefahren bin. Sprich, wir sind ca 340kg zu schwer. Technisch mache ich mir deswegen keine Sorgen, da der Transporter mit einem Gang zur Zulassungsstelle aufgelastet werden könnte. Es wären also keine Veränderungen am Fahrzeug nötig, um mit höherem Gewicht fahren zu dürfen. Da ich meinen Führerschein vor 1999 gemacht habe, dürfte ich sowieso Fahrzeuge bis 7,5t fahren. Das Auflasten bringt aber andere Nachteile mit sich. Zum Beispiel jährlich TÜV und Geschwindigkeitsbegrenzung auf 80km. Jüngere Fahrer benötigen einen anderen Führerschein (Führerschein nach 1999)
Demgegenüber steht ein ziemlich moderates Bußgeld, das im Falle einer Kontrolle fällig wird: laut Katalog aus 2022 bei einer Überladung von bis zu 15% (= 525kg) geht es um 35€.
Hier muss jeder für sich selbst entscheiden...
Facts:
Basis ist ein Peugeot Boxer, 165 PS, Verbauch 10l Diesel/100km, gekauft bei Auto Velte https://www.autovelte.de/verkauf/msg-trucks.
Gute Beratung und toller Service. War super zufrieden!
Den eigentlichen Aufbau und Ausbau ist von MSG. Ich fahre das Model Stallion light. https://cdn5.site-media.eu/images/document/5980547/Datenbaltt_Hengstversion.pdf.
Die Kosten:
Die Kosten für einen Transporter sind erheblich. Der Neupreis bei meinem Transporter hätte 2021 bei ca 63.000,00 € gelegen.
Für die Versicherung zahle ich jährlich 1150€ (Vollkasko) und 240€ Steuern. Zur Reparatur musste er bisher nicht. Ich bin im letzten Jahr übrigens 7000km mit dem Transporter gefahren, wobei ich ca 5 Monate wegen meiner neuen Hüfte gar nicht unterwegs war.
Einen ordentlichen Pferdeanhänger bekommt man sicherlich schon für unter 10.000€, Versicherung und Steuer liegen zusammen unter 150€. Ein entsprechendes Zugfahrzeug ist natürlich von Nöten.

Liebes Team von Auto Velte, viel Dank, dass ihr mir mein Motto auf den Transporter aufgebracht habt! ❤️
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